1996 übernahm Prof. Poprawe die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT sowie des Lehrstuhls für Lasertechnik LLT der RWTH Aachen. Seinem großen Engagement ist es zu verdanken, dass das Fraunhofer ILT mit seinen assoziierten Lehrstühlen schon seit mehreren Jahren als die europaweit bedeutendste Einrichtung der angewandten Laserforschung und Auftragsentwicklung für die Industrie gilt. »Prof. Poprawe verkörpert den Fraunhofer-Geist durch und durch: Unser Namenpatron war in den Optischen Technologien tätig und hat wie er Innovationen immer mit Blick auf konkrete Anwendungsmöglichkeiten betrachtet«, erklärte Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer. »Seit der Gründung des Fraunhofer ILT in Aachen hat Prof. Poprawe die weltweit führende Stellung der deutschen Laserindustrie maßgeblich mitgeprägt. Als die positive Wirkung von Technologieclustern noch nicht erkannt war, hat er bereits den Grundstein für den Aachener Schwerpunkt in der Verbindung von Optischen Technologien, Maschinenbau und Prozesstechnik gelegt.«
Vernetzung von Wissenschaft und Forschung in neuer Dimension
Auch hochrangige Vertreter aus Wissenschaft und Industrie würdigten Prof. Poprawes konsequentes und visionäres Wirken in der Photonik: Er ist Mit-Initiator des RWTH Aachen Campus, der mittlerweile zu einer der international bedeutendsten Technologielandschaften heranwächst. Rund 30 Unternehmen haben sich mit ihren Laserexperten im Cluster Photonik auf dem RWTH Campus bereits angesiedelt. Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungscampus Digital Photonic Production DPP werden in diesem Umfeld neue Formen der langfristigen und systematischen Kooperation zwischen RWTH Aachen, Fraunhofer-Gesellschaft und Industrie etabliert.
Ausgezeichnete globale Innovationskraft
Das Spektrum der Innovationen des Fraunhofer ILT in der Amtszeit Prof. Poprawes reicht von der Entwicklung der Innoslab-Laser und der ersten diodengepumpten Multi-kW-Festkörperlaser für industrielle Anwendungen über die Entwicklung und den Einsatz von Hochleistungs-Ultrakurzpulslasern bis hin zur Verfahrens- und Systementwicklung für das Laser Powder Bed Fusion LPBF und das Extreme Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen EHLA. All diese teils mehrfach prämierten Innovationen wurden durch motivierte Ingenieure und Naturwissenschaftler entwickelt, denen Prof. Poprawe kreative Freiräume mit einer herausragenden Infrastruktur und einer förderlichen Institutskultur bot. Im Durchschnitt entstand in den Jahrzenten seines Wirkens am Fraunhofer ILT alle drei bis vier Wochen ein Patent. Aus diesem Umfeld gründeten sich in 20 Jahren rund 30 Unternehmen aus, die Prof. Poprawe mit seinen Netzwerken aktiv in der kritischen Anfangsphase unterstützte.
In seiner Amtszeit wuchs die Zahl der Beschäftigten von 250 auf insgesamt rund 800 Laserexperten und angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer ILT, den assoziierten Lehrstühlen und im Cluster Photonik. Dafür steht mittlerweile eine Fläche von rund 30 000 m² für FuE-Aktivitäten zur Verfügung.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen von Prof. Poprawe zählen der Arthur L. Schawlow Award des Laser Institute of America (LIA) 2014 und die Ehrenprofessur der Tshingua University in Peking im selben Jahr. Sie stehen für sein internationales Engagement, das sich über alle Kontinente erstreckte. Besonders aktiv war der Physiker in den USA, China und Japan. Vielfach wurde sein Wirken, wie mit dem Joseph-von-Fraunhofer-Preis 1987, dem Innovationspreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2011 und kürzlich mit der Fraunhofer-Münze, bereits gewürdigt.
Bildung als Herzensangelegenheit – zum Nutzen der Gesellschaft
Eine Vorbildrolle übernahm Poprawe beim Vermitteln des Lehrstoffes. So führte er neue Lehrformate, wie beispielsweise die »Flipped Classrooms«, ein. Nicht umsonst zeichneten ihn die Studierenden vier Mal mit dem Lehrpreis der Fakultät Maschinenwesen der RWTH Aachen aus. In seiner Zeit als Lehrstuhlinhaber war er zudem Erstgutachter bei über 200 Promotionen. »Die Weitergabe von Wissen sowie das berufliche und persönliche Wachstum junger Nachwuchswissenschaftler waren und sind mir eine Herzensangelegenheit. Die Studierenden müssen neben dem unerlässlichen Fachwissen auch ein frühzeitiges Bewusstsein ihrer Bedeutung für die Photonik-Industrie entwickeln. So lassen sie sich dazu motivieren, ihre Kreativität später für gesellschaftsrelevante Themen einzusetzen«, erklärt Prof. Poprawe.